Donnerstag, 6. Februar 2014

Scharfe Kritik: UN: Vatikan vertuscht Missbrauch systematisch - Video - Video - FOCUS Online

Scharfe Kritik: UN: Vatikan vertuscht Missbrauch systematisch - Video - Video - FOCUS Online



Wolken
brauten sich am Mittwoch über dem Vatikan zusammen, wo Papst Franziskus
am Morgen seine wöchentliche Audienz abhielt. Auch abgesehen davon war
es wohl kein sonniger Tag für das Kirchenoberhaupt. Denn die Vereinten
Nationen haben den Vatikan wegen Tausender Fälle von sexuellem
Kindesmissbrauch in der Kirche aufgefordert, sich von überführten oder
verdächtigten Priestern zu trennen. Diese müssten umgehend aus ihren
Ämtern entfernt und den staatlichen Behörden überstellt werden. Das
forderte das UN-Kinderschutz-Komitee in einem am Mittwoch in Genf
vorgelegten Bericht. Die Vorsitzende Kirsten Sandberg wurde dabei sehr
deutlich.

„Was den sexuellen Missbrauch durch Mitglieder der
Katholischen Kirche betrifft, die dem Heiligen Stuhl unterstehen - also
Geistliche, die weltweit Zehntausende Kinder missbraucht haben, ist das
Komitee zu dem Ergebnis gekommen, dass der Heilige Stuhl Methoden und
Praktiken angenommen hat, die dazu geführt haben, dass der Missbrauch
weiterging und die Täter nicht bestraft wurden. Der Heilige Stuhl hat
die Bewahrung des Rufs der Kirche und den Schutz der Täter durchweg über
das Wohl der Kinder gestellt.“

Die Experten warfen dem Vatikan
vor, das Ausmaß der Verbrechen nicht anzuerkennen und Auskunft darüber
zu verweigern. Mit der Versetzung von Tätern in andere Pfarreien oder
andere Länder versuche die Kirche zudem, den Missbrauch zu vertuschen.

„Eine
andere Sache ist die, dass den Kindern von der Kirche eine
Schweigepflicht auferlegt wurde, und außerdem die Tatsache, dass nie
vorgeschrieben wurde, die Taten den Behörden der jeweiligen Länder
anzuzeigen.“

Miguel Hurtado, der im Alter von 16 Jahren von seinem
Priester missbraucht wurde, fühlt sich durch den Bericht bestätigt,
denn lange sei den Opfern nicht geglaubt worden.

„Sie haben an
unseren Geschichten gezweifelt, an unseren Motiven. Sie dachten, uns
ginge es um Geld oder darum, die Kirche anzugreifen oder zu zerstören.
Und die Tatsache, dass die Vereinten Nationen sagen, dass es eine
systematische Vertuschung gab, dass das Wohl der Kirche über das Wohl
der Kinder gestellt wurde, fühlt sich an wie eine Bestätigung.“

Auch
Gläubige auf dem Petersplatz begrüßten das vernichtende Urteil. Auf die
Frage, was mit den entsprechenden Priestern geschehen soll, waren sie
jedoch unterschiedlicher Ansicht.

„Natürlich muss man die
Verantwortlichen vor Gericht bringen. Aber, und das ist der schwierigste
und auch der christlichste Teil, man muss auch einen konstruktiven Weg
finden, damit sie sich geistig weiter entwickeln.“

„Exkommunizieren, rauswerfen. Niemand sollte Kinder anfassen. Man sollte niemanden anfassen, aber vor allem keine Kinder.“

Der
Vatikan hat eine gründliche Auswertung des Berichts zugesagt. Die
römisch-katholische Kirche sehe sich in der Pflicht, „die Rechte des
Kindes zu verteidigen und zu schützen“.

Zugleich warf der
Kirchenstaat den Vereinten Nationen Einmischung in die katholische
Morallehre vor, denn der Bericht kritisiere auch deren Positionen zur
Homosexualität, zur Empfängnisverhütung und zur Abtreibung.


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