Dienstag, 22. Oktober 2013

Mea Maxima Culpa | ARTE

Mea Maxima Culpa | ARTE

Dienstag, 22. Oktober um 20:15 Uhr (102 Min.)

 Wiederholung am Montag, 28.10. um 8:55 Uhr
STILLE IM HAUS DES HERRN Ausgehend von dem Fall eines amerikanischen Paters, der sich über Jahrzehnte an Schutzbefohlenen verging, zeigt Oscar-Preisträger Alex Gibney, welches Ausmaß die pädophilen Verbrechen von Geistlichen angenommen haben und mit welcher Beharrlichkeit die Kirche zu den Missständen geschwiegen hat.
Nach außen schien Pater Lawrence Murphy die Idealbesetzung für die St.-Johns-Schule für Gehörlose in Milwaukee zu sein, an der er von den frühen 50er Jahren bis 1974 unterrichtete. Der freundlich aussehende Geistliche wirkte zugewandt, konnte die Zeichensprache perfekt und nahm einige Jungen schon mal für einen Kurzurlaub in sein Sommerhaus mit. Dort, aber auch im Schlafsaal und selbst im Beichtstuhl, praktisch unter den Augen seiner Kollegen und der betreuenden Nonnen, verging Pater Murphy sich an seinen Schutzbefohlenen. Die taubstummen Jungs waren die perfekten Opfer, denn sie konnten ihr Elend nicht in die Welt hinausschreien. Ihre Eltern verstanden zumeist die Zeichensprache nicht, und wenn sie ihre Söhne verstanden, glaubten sie ihnen nicht, da ein Geistlicher solche Untaten doch niemals begehen würde.
Zudem waren viele Eltern dankbar, dass die Kirche ihren behinderten Kindern eine Ausbildung ermöglichte. In ihrer Verzweiflung druckten die Kinder Steckbriefe ihres Peinigers, verteilten sie auf Kirchenbänken und anderenorts.
Spätestens da hätte die Erzdiözese eingreifen müssen, die seit langem von den Missständen wusste. Bereits im Jahr 1963 berichtete ein Geistlicher, der Pater Lawrence Murphy während einer Abwesenheit vertrat, dem Erzbischof über die Vorkommnisse. Doch es ging mehr als ein weiteres Jahrzehnt ins Land, bevor Murphy versetzt wurde. Priester durfte er bleiben. Auch in seiner neuen Gemeinde, die nicht über sein Vorleben informiert worden war, kam es zu Übergriffen.
Nachdem immer häufiger Fälle von Pädophilie überall in der Weltkirche ans Tageslicht kamen, geriet die Amtskirche, die bislang eher weggesehen oder auf die innere Einkehr der Täter in eigens dafür geschaffenen Einrichtungen vertraut hatte, in arge Bedrängnis. Papst Johannes Paul II. verfügte, dass jeder Missbrauchsfall der damals von Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., geleiteten Glaubenskongregation gemeldet werden müsse. Aber die Ermittlungen dort verliefen eher schleppend. So starb der beschuldigte Priester Lawrence Murphy unbestraft, und die Erzdiözese in Wisconsin erklärte sich in Erwartung hoher Schadensersatzforderungen prophylaktisch für zahlungsunfähig.

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